Erscheinungszeit
Erscheinungsbilder von Elisabeth Ruzicka
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Die vielfältigen Erscheinungen und Visionen der sieben Heroldsbacher Sehermädchen begannen am 9. Oktober 1949 mit dem Zeichen des dreifaltigen Gottes über dem Birkenwäldchen am Rande des Schlossparks Thurn. Dieses bestand aus den drei Buchstaben JSH in grüner, hell leuchtender Schrift: dem hebräischen J für “Jahwe", dem griechischen H für “Hyos" und dem romanischen in der Mitte höher gesteiften S für “Spirito Santo". Unmittelbar danach erschien erstmals die seligste Jungfrau Maria mit betend gefalteten Händen; ganz in Weiß stand sie über den Birken. Auf den Füßen leuchteten rote Rosen. An ihrem Gürtelband hing rechts ein schwarzer Rosenkranz. Vom dritten Erscheinungstag an trug Maria auch das Jesuskind auf ihrem linken Arm.
In der dreijährigen Erscheinungszeit, bis zum 31. Oktober 1952, zeigte sich die Muttergottes meistens in blauem Mantel und mit goldener Krone, aber auch in andersfarbenen Gewändern. Die Farbsymbolik entsprach jeweils den Erscheinungsinhalten. Die Muttergottes forderte eindringlich zu Gebet, Buße und Sühne auf: Die Gläubigen sollen das Gnadenlicht Gottes im Gebet erflehen, es in demütiger Bußgesinnung in sich aufnehmen und mit verzeihender Nächstenliebe ausströmen lassen. So wird das Gebet wirksam für die Rettung der Seelen.
Nachdem die Muttergottes während des ersten Vierteljahres fern über den Birken blieb, kam sie am 13. Januar 1950 und danach regelmäßig näher. Die Sehermädchen konnten die Erscheinung wie einen lebenden Menschen anfassen und verspürten dabei einen starken Kraftstrom in sich hineinfließen. Ebenso war es bei der Berührung des Jesuskindes, das sie sogar auf ihren Händen tragen durften.
Der Gottessohn erschien als Jesusknabe und als erwachsener Heiland, oft als Herz-Jesu, guter Hirte und Erlöser am Kreuz. Bei Erscheinungen des gekreuzigten Heilands fingen die Engel in goldenen Kelchen das herabströmende Blut auf. Der Kelchengel reichte den Sehermädchen bei der mystischen Kommunion einen Kelch, aus dem sie tranken; anschließend zerteilte er eine große weiße Hostie und spendete ihnen auch den Leib des Herrn.
Bei den Naherscheinungen zeigte sich die Muttergottes oft am Podium neben der Holzkapelle den betenden Mädchen. Zumeist schwebte sie vom südlich gelegenen Birkenwald zum Lichtmastaltärchen, dem Ort der Begegnung. Diesen Ort bezeichnet heute die in einem Kupferschrein stehende Immakulatastatue. Von dort begleiteten die Mädchen sie zum Podium. Der von ihr beschrittene Weg ist heute noch durch die angelegten Rosenbeete gekennzeichnet. In der Rosenkranzkapelle bezeichnet die Marienstatue im Altarraum die Stelle, an der die Erscheinung vor den Mädchen stehen blieb und dort die vielen tausend Gläubigen immer wieder segnete. Dabei floss das wundertätige Gnadenlicht wie Feuerströme aus ihren segnenden Händen zu den Betern. Dieses übernatürliche Licht heilte viele Kranke.
Die himmlischen Erscheinungen kamen in den drei Jahren fast täglich und oft mehrmals am Tag. Auch zeigten sich unzählige Engel und Heilige, zuerst der hl. Josef. Spezielle Bedeutung kam den sieben Heiligen zu, die eine eigene Sendung repräsentierten: Papst Pius X., als Gesandter der Eucharistie; Bruder Klaus und die kleine hl. Theresia als Gesandte der Demut; Maria Goretti und Aloisius als Gesandte der Keuschheit; Antonius und Kreszenzia von Kaufbeuren als Gesandte gegen dämonische Bedrängnis. Sie sind in der Gemälde-Trilogie des Heiligenaltars dargestellt.
In der Wallfahrtskirche stehen die Heiligen in Holz geschnitzt auf den Seitenaltären. Der hl. Josef steht rechts vor dem Altarraum. Die große Bronzestatue der Rosenkönigin von Heroldsbach im Altarraum zeigt die typische Segensgeste der Erscheinung: Daumen und kleiner Finger sind kreisförmig geschlossen, die drei mittleren Finger zeigen nach oben zur Heiligsten Dreifaltigkeit.
Auf dem heiligen Berg neben der Kapelle befinden sich Holzkreuze, die von Pilgern auch heute noch getragen werden.
Am 31. Oktober 1952 nahm die Muttergottes Abschied und fuhr segnend in den Himmel auf. An dieser Stelle steht der Herz-Jesu-Altar.
Eine kleine Krippe mit Jesuskind erinnert an Weihnachten 1951, wo zu einer Krippenvision der Kinder Engelchöre das Lob Gottes sangen. An dieser Stelle reichte der Kelchengel den Mädchen wiederholt die mystische Kommunion.
Der Ort der mystischen Kommunion wechselte später zu einem etwa 100 Meter entfernt gelegenen Altar am Apfelbaum. Noch weiter westlich am Birnbaum ist ein Bildstock mit der Jesuskind-Statue. Dieses erschien dort zusammen mit den Schutzengeln der Mädchen. Es gab Belehrungen über das Gebet und sein Wirksamwerden in den Seelen der Beter. Belehrende Visionen fanden auch auf der so genannten Himmelswiese statt.
Eine bedeutsame Stelle auf dem heiligen Berg ist die mystische Gnadenquelle. Die Kinder mussten hier auf Geheiß der Muttergottes mit bloßen Fingern und später mit Löffeln graben. Diese Tätigkeit setzten sie wochenlang fort. Sie stellten äußerlich dar, was durch Gebet und Buße beim Beter innerlich zustande kommen soll: Eintauchen in die göttliche Gnadenquelle - Jesus Christus. Am Grunde des Grabloches mussten sie noch einen großen Stein einbetten (vgl. “Das Gleichnis vom Schatz, der in einem Acker vergraben war” Mt 13,44 und “Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Eckstein geworden” Ps 118,22). Die Muttergottes sagte dazu: “Daraus werden viele Gnaden fließen."
Das alles überragende Gnadengeschenk waren die Visionen der Heiligsten Dreifaltigkeit. Die Kinder durften einen Blick in den Himmel werfen und sahen in die Herrlichkeit des ewigen Lichtes. Anschließend gingen alle betend den großen Prozessionsweg, begleitet von unzähligen Engeln und Heiligen.
Am 9. Juni 1951 offenbarte die Muttergottes ihren Erscheinungstitel für Heroldsbach: “Ich bin die Königin der Rosen, ich bin die Rosenkönigin." Dann sahen die Seherkinder, wie die goldene Krone, die die Gottesmutter auf dem Haupt hatte, zum Himmel emporschwebte und ein Kranz von Rosen vom Himmel herabkam, der sich um das Haupt Mariens legte. Am nächsten Tag wiederholte die Muttergottes: “Ich bin die Rosenkönigin, verwechselt es nicht mit der Rosenkranzkönigin."
Zum Zeichen der Echtheit der Erscheinungen schenkte die Muttergottes zahlreiche Gebetserhörungen. Viele wunderbare Heilungen wirkte sie auch in hoffnungslosen Fällen. Allein die Tatsache, dass Tausende von Menschen stundenlang, Tag und Nacht, bei jeder Witterung, begeistert beteten und tief ergriffen einen neuen religiösen Aufbruch erlebten, war ein Geschenk der Gnade. Wenn andächtig gebetet wurde, sahen die Kinder, dass sich der Himmel öffnete und das Licht Gottes wie ein Feuerregen in einem Lichtturm herabströmte. Manchmal verwandelte es sich in unzählige leuchtende Rosen, ein Symbol der Gnade und der göttlichen Liebe. Die Muttergottes versprach: “Wenn hier gebetet wird, werde ich immer bei euch sein."
Als Zeichen der Echtheit der Erscheinungen darf auch das große Sonnenwunder (ähnlich wie in Fatima) vom 8. Dezember 1949 bewertet werden, das von ca. 10.000 Pilgern gesehen wurde, darunter 5 Priester. Diese göttliche Gnadensonne kam herunter bis zum Birkenwald, wo sie sich öffnete. Darin stand die Muttergottes ganz in Weiß mit goldener Krone.
Am 2. Februar 1950 ereignete sich das große Lichtwunder, das von ca. 70.000 Pilgern gesehen wurde. Das Erscheinungsgelände war von einem mystischen Licht eingehüllt. Nach allen Seiten gingen meterbreite Lichtstraßen aus. Wie in einem goldgelben Lichtmeer standen die Pilger bis in Hüfthöhe im Glanz dieses Lichtes. Die Muttergottes erklärte den Seherkindern, dass sie heute die den Menschen geschenkten Gnaden sichtbar gemacht habe.
Die Muttergottes zeigte sich ein drittes Mal öffentlich. In der Nacht zum 1. November 1950, an dem Papst Pius XII. das Dogma der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel in Rom verkündete, hat sich die Muttergottes ca. 300 Pilgern rechts vom Waldkreuz im Birkenwäldchen gezeigt. Kurz nach Mitternacht verwandelte sich die Dunkelheit in ein silberweißes Licht, aus dem die Muttergottes heraustrat. Alle Prozessionsteilnehmer, die dort beteten, konnten die Erscheinung sehen. Als die Betenden zur Muttergottes drängten, schwebte sie schräg rückwärts nach oben und entschwand ihren Blicken.
Zeitgeschichtliche Parallelen
Am 7. Oktober 1949, dem Rosenkranzfest, erfolgte die Gründung des ostdeutschen Teilstaates DDR. Am selben Tag feierte Rot-China die Konstitutionalisierung seiner kommunistischen Macht. In den Russenvisionen sagte die Muttergottes: “Wenn die Leute meinen Wunsch (Gebet und Buße) nicht erfüllen, wird viel Blut fließen."
In der vorhergesagten Endzeit erscheint die Muttergottes mit der Sonne umkleidet: in Fatima am 13. Oktober 1917, in Heroldsbach am 8. Dezember 1949. Interessant ist vielleicht auch noch, dass Heroldsbach in der Mitte der Luftlinie zwischen Fatima und Moskau liegt.
Am 25. Juni 1950 sahen die Mädchen Tränen in den Augen der Erscheinung. Auf ihre Frage: “Liebe Gottesmutter, warum weinst Du?" erklärte sie: “Weil die Menschen nicht auf meine Bitten hören". Wenige Stunden später kam die Meldung durch das Radio, dass die Nordkoreaner den 38. Breitengrad überschritten hatten, was den Koreakrieg auslöste.
Am 31. Oktober 1952 war die letzte Erscheinung in Heroldsbach. Genau einen Tag später explodierte die erste amerikanische Wasserstoffbombe.
Am 40. Jahrestag der ersten Erscheinung in Heroldsbach, am 9. Oktober 1989, fand die große Demonstration in Leipzig statt, die als erste friedliche Revolution zum Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs führte.